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Das Menschenbild von Schule Neu Denken

Unser Menschenbild ist an den humanistischen Gedanken der Aufklärungsphilosophie des 17. und 18. Jahrhunderts angelehnt.

 

Die Philosophen aus dieser Zeit gingen, wie beispielsweise Jean-Jaques Rousseau von einem positiven Menschenbild aus, wonach jeder Mensch im Grunde ein Gemeinschaftswesen sei, das jedoch frei geboren werde und mit unveräußerlichen Rechten ausgestattet sei.

Die Sozialisation der Menschen in immer größeren und komplexeren Gesellschaften stellte ausgehend davon eine Möglichkeit des Einzelnen dar, sich von den willkürlichen Gegebenheiten der Natur ein Stück weit zu emanzipieren und mit dieser neugewonnenen Sicherheit ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Die Gesellschaft war damit ein Garant für den dauerhaften Bestand der individuellen Freiheit und hat ausgehend von diesem humanistischen Idealtypus also nicht nur die Pflicht, dem Einzelnen Freiheiten zu gewähren, sondern auch dessen autonome Entwicklung von Kleinauf zu fördern.

Ohne die Förderung der autonomen Entwicklung hin zur persönlichen Selbstständigkeit und der damit verbundenen Fähigkeit, eigenverantwortlich zu handeln, zu denken und zu fühlen, geht das einst postulierte Freiheitsverständnis verloren. 

Hierin besteht somit die Gefahr, dass Menschen immer weniger etwas mit individueller Freiheit anzufangen wissen und schlimmstenfalls sogar Angst davor haben, selbstständige Entscheidungen zu treffen und die Verantwortung für ihr autonomes Handeln zu übernehmen.

In Zeiten, in denen Ideen von autokratischen Systemen immer mehr im Vorlauf sind und die kontinuierliche Einschränkung von individuellen Freiheitsrechten stetig zunehmen, erscheint es umso wichtiger die Bedeutung unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung zu betonen und ein ganzheitliches Freiheitsverständnis zu formulieren, welches der innewohnenden Reduktion eines rein wirtschaftlichen Freiheitsbegriffs entgegensteht.

Dieses Menschen- und Gesellschaftsbild ist keine Selbstverständlichkeit und steht den Ausführungen von Thomas Hobbes entgegen, welcher wie selbstverständlich von einem Konkurrenzkampf alle gegen alle ausgeht.

Unter dem Leitgedanken "Der Mensch ist dem Mensch ein Wolf" skizzierte er einen Gesellschaftstypus, der eher auf die Repression und Reduktion des Individuums abzielt. Dieses negative Menschenbild hat sich bis heute behaupten können und wird häufig als Legitimation einer Politik verwendet, die auf der einen Seite unter dem Denkmantel einer "Freien Marktwirtschaft" einen zügellosen Konkurrenzkampf forciert, der zu immer mehr sozialen Verwerfungen führt und unsere natürliche Lebensgrundlage bedroht. Auf der anderen Seite werden die individuellen Freiheiten, die mehr auf

die Selbstverwirklichung ausgerichtet sind, aber keinen unmittelbaren wirtschaftlichen Nutzen haben, als wertlos betrachtet und bereitwillig preisgegeben.

Im Gegensatz zu Hobbes sahen John Locke und Rousseau in dem Staat eben nicht nur primär einen Garant für Sicherheit, sondern gleichwohl auch stets ein Sicherheitsrisiko für die persönlichen Grundfreiheiten des Einzelnen. 

Das stetige Spannungsverhältnis zwischen kollektiver Sicherheit und individueller Freiheit konnte somit eben nur durch die Gewährung von gegenseitigen Rechten und Pflichten zwischen Bürgern und Staat, die Teilung der Gewalten und der demokratischen Legitimation der staatlichen Herrschaft ausgeglichen werden. Aus diesen Gedanken folgt letztlich die Notwendigkeit der Rechtsstaatlichkeit zur Sicherung der individuellen Freiheit. 

Die leichtfertige Preisgabe individueller Grundfreiheiten ist daher immer auch mit der Schwächung des Geltungscharakters der Effektivität rechtsstaatlicher Grundsätze verbunden und führt wiederum zur Hinnahme immer weiterer Freiheitseinschränkungen. Eine Abwärtsspirale beginnt, der man nur durch die individuelle Förderung eines demokratischen Freiheitsbewusstseins effektiv entgegentreten kann.   

Wir als aufgeklärte Humanisten sehen in dieser Entwicklung zu dem eine eklatante Verschiebung der Zweck-Mittel-Kategorie, nach der der Mensch, um es mit den Worten Immanuel Kants zu sagen, immer nur Endzweck und niemals Mittel zum Zweck sein darf. Ausgehend von diesem Gedanken stellt sich also die Frage, ob die gegenwärtigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen noch den Menschen als Individuum im Fokus haben oder aufgrund einer dogmatisch anmutenden Konformität eher zum Selbstzweck geworden sind.

Um diesen möglichen Fehlentwicklungen entgegenwirken zu können, darf Aufklärung im Zuge einer fragwürdigen Habenorientierung nicht zum Gegenstand verklärt werden, der, einmal errungen, kritisches und eigenständiges Denken überflüssig zu machen scheint. Aufklärung muss vielmehr als Prozess verstanden werden, welcher immer wieder von neuem begonnen und vollzogen werden sollte.

 

Hierfür dürfen Schulen aber nicht länger nur ein Ort sein, an dem Informationen konsumiert werden und  die damit verbundene sinnentleerte Akkumulation von Wissen als Maß der Dinge angesehen wird. Schulen müssen zu Orten werden, an denen unsere Kinder zum freien, kritischen und kreativen Denken angeregt werden und wo die freie Persönlichkeitsentwicklung jedes Einzelnen im Mittelpunkt steht.

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