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Mehr als eine Kundgebung

Wir gaben Schülerinnen und Schülern eine Bühne.

 chule Neu Denken e.V. hat anlässlich des internationalen Tages der Kinderrechte mit der Caritas für das Bistum Essen e.V. eine Kundgebung veranstaltet.

Unter dem Motto „Wir geben Schülerinnen und Schülern eine Bühne“ hat Schule Neu Denken e.V. zusammen mit der Caritas für das Bistum Essen e.V. zu einer Kundgebung aufgerufen. Ziel der Veranstaltung war es, Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, sich Gehör zu verschaffen.

Die Organisatoren haben die Rahmenbedingung geschaffen, damit Kinder und Heranwachsende im öffentlichen Raum ein Statement setzen konnten. Es gab keine Vorgaben, wie sich die Kinder auf der Bühne verhalten sollten und es wurde auch thematisch nichts eingegrenzt. 

Die Schülerinnen und Schüler sollten sich einfach trauen, sich auf der Bühne zu entfalten und so zu zeigen, was in ihnen steckt. 

Das war das eigentliche politische Statement an dem internationalen Tag der Kinderrechte.

 

In der heutigen Zeit stehen Kinder und Jugendliche unter einem enormen Anpassungsdruck. In unserer Gesellschaft neigen wir dazu, Kindern alles vorgeben zu müssen, damit diese ja keine Fehler machen und von Anfang an unseren Erwartungen entsprechen.

 

Schule Neu Denken e.V. als humanistische Organisation bezeichnet diesen Erziehungsstil als präventiv-korrigierende Pädagogik, die von einem negativen Menschenbild in der Gesellschaft herrührt. Wenn wir sagen, dass Kinder mit Freiheiten nicht verantwortungsvoll umgehen können, stellen wir diese unter einen Generalverdacht, welcher genauso veraltet ist wie das deutsche Schulsystem und die dahinterstehende Pädagogik selbst.

 

Kinder brauchen klare Strukturen, an denen sie sich orientieren können, und es steht auch außer Frage, dass Kinder aus der Perspektive der Erwachsenen auch mal „Unsinn“ machen. 

 

Meistens testen Kinder damit Grenzen aus, um zu erfahren, wie weit sie gehen können und wo ihre individuelle Freiheit endet. Aus diesem Grund besteht eine freiheitliche Erziehung nach humanistischem Vorbild eben nicht bloß darin, Kindern alles durchgehen zu lassen. Kinder brauchen transparente und klar definierte Grenzen, damit sie die gewährten Freiheiten auch wertschätzen lernen und somit auch Respekt vor der Freiheit anderer entwickeln.

 

Dieser Lernprozess setzt jedoch voraus, dass Kinder auch die Möglichkeit erhalten, Grenzen in gewissen Maßen zu überschreiten, um sich dann mit den Konsequenzen kritisch und reflektiert auseinanderzusetzen.

 

Dies ist der Ansatz der reagierend-korrigierenden Pädagogik, die im Gegensatz zur präventiv-korrigierenden Pädagogik nicht darauf bedacht ist, Fehler und Grenzüberschreitungen von Kindern durch eine freiheitsberaubende starre Zeit- und Organisationsstruktur gar nicht erst zu ermöglichen. Im Zusammenhang mit dem zunehmenden Leistungsdruck und der nicht vorhandenen Fehlertoleranz im gegenwärtigen Schulsystem mag dadurch zwar eine gewünschte Verhaltensanpassung erzielt werden, wir glauben jedoch, dass hierdurch Kinder eher zur Unselbstständigkeit erzogen werden, verlernen aus eigenem Antrieb heraus zu handeln und Angst davor bekommen verantwortungsvoll mit Freiheit und eigenen Fehlern umzugehen.

 

Wir plädieren daher für eine Schule als Lebensraum, in dem nicht jede Verhaltensabweichung gleich als Fehlverhalten sanktioniert, sondern zunächst als natürlicher Ausdruck der kindlichen Autonomie angesehen und auch respektiert wird.

 

Leider ist das Kindes- und auch Menschenbild in der deutschen Gesellschaft eher negativ. Wir trauen unseren Kindern zu wenig zu und glauben, dass wenn wir ihnen Freiheiten geben, dass Kinder diese Freiheit direkt missbrauchen würden. Dies ist ein Irrglaube, den wir von Schule Neu Denken e.V. durchbrechen wollen.

 

Die Organisation der Kundgebung entsprach unserem humanistischen Leitgedanken einer freiheitlichen Pädagogik. Wir gaben Kindern und Jugendlichen eine Bühne und einen organisatorischen Rahmen, an den sie sich orientieren konnten. 

 

Die Schülerinnen und Schüler haben sich selbst organisiert, geprobt und eine tolle Performance abgeliefert, die über das Mindestmaß einer bloßen Teilnahme hinausging. Neben Schülerinterviews, in denen Schülerinnen und Schüler ihre Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge zur Schulpolitik kundtaten, wurden Statements zur aktuellen Menschenrechtssituation von Kindern in der Welt vorgetragen und ein musikalisches Bühnenprogramm dargeboten, das sich wirklich sehen und vor allem hören lassen konnte. - Kurz gesagt, wir haben ihnen Freiheit gewährt und wurden nicht enttäuscht.

 

Für uns von Schule Neu Denken e.V. war die Veranstaltung mehr als eine Kundgebung, sondern der Beweis, dass der Mythos des arbeits- und leistungsscheuen Kindes, das mit Freiheit nichts anzufangen weiß, widerlegbar ist. 

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Presseerklärung von Schule Neu Denken e.V. 

Verfasst von Daniel Roesch & Puya Jafari

 

Titelbild von Paul Zielonka

Abgebildet: Die Band No Accurate Description

 

Veröffentlich am 3. Dezember 2018

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